Luca Hänni: «Im Privaten bin ich ultraspontan»

Konzertkritik: Luca Hänni
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Langenthal – galt lange als eine der durchschnittlichsten Ortschaften der Schweiz. Eingebettet zwischen Bern und Zürich wurde Langenthal lange als Testmarkt für Produkte in der Schweiz genutzt. Alles andere als ein Testprodukt trat am Freitagabend, 27. Oktober 2023 auf der Bühne des Old Capitols in Langenthal auf. Luca Hänni, einer der erfolgreichsten Schweizer Musiker, der sich auch im Ausland einen grossen Namen gemacht hat.

 

2012 hat Luca Hänni die Fernsehshow «Deutschland sucht den Superstar» gewonnen, anschliessend erhielt er gleich Goldauszeichnungen für Single und Album, Awards und ausverkaufte Shows folgten. Und heute, 11 Jahre später, kennt ihn jede Person in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Wir wollten den «Bärner Giu» vor seinem Konzert kennenlernen und blieben dann auch gleich für seine Liveperformance.

 

Bäckstage: Du spielst heute in Langenthal ein Konzert deiner aktuellen Tour. Hast du irgendwelche Erinnerungen an Langenthal oder an die Region «Oberaargau»?

 

Luca Hänni: Tatsächlich war ich noch nie in Langenthal, obwohl ich ja nicht so weit weg – in der Region Bern - geboren und aufgewachsen bin. Deswegen wollten wir auf dieser aktuellen Tour an Orten spielen, die ich noch nicht so gut kenne. Ich bin aber jetzt schon sehr fasziniert von der Location. Wir spielen heute im Old Capitol, einem ehemaligen und nun umgebauten Kino. Eine Location mit viel Charme. Und ich bin sehr gespannt, was wir heute Abend für Leute im Publikum haben werden.

 

Du bist sehr viel unterwegs, spielst im In- und Ausland Shows, hast TV-Auftritte, produzierst Videoclips. Kommt da nicht auch etwa der Wunsch auf: ich möchte jetzt einfach mal ein paar Wochen am Stück zu Hause sein und nicht schon wieder die Koffer packen?

 

Oh ja, auf jeden Fall. Ich durfte mir aber diesen August eine Auszeit nehmen und hatte einen ganzen Monat frei. Ich arbeite ja wirklich sehr gern, aber ich wollte für einmal den Sommer in der Schweiz geniessen. Und ich war wirklich den ganzen Monat zu Hause. Jeden Tag fuhr ich mit der Vespa an den Thunersee zum Baden. Es war wirklich traumhaft. Aber jetzt freue ich mich auch wieder für meine unterschiedlichen Engagements zu Arbeiten.

 

Du deckst unheimlich viele Tätigkeiten ab. Musiker, Sänger, Songwriter, Model, Designer, Moderator, Synchronsprecher, Tänzer, Musicaldarsteller, Scout für TV-Shows, und nebenbei nahmst du noch bei Ninja Warrior teil! Wie kriegst du das bloss alles unter einen Hut?

 

Bei so vielen Tätigkeiten ist ein guter Ausgleich mega wichtig. Die Berge und die Landschaft, die ich von zu Hause geniessen kann, geben mir so viel. So kann ich einen Tag frei haben und bin schon sehr erholt, dass ich wieder zwei Wochen durcharbeiten kann. Dazu bin ich von meinen Naturellen so, dass ich sehr gerne sehr viele verschiedene Tätigkeiten und Projekte gleichzeitig mache. Solange es geht, möchte ich alles so beibehalten.

 

 

Auf der Suche nach neuen Melodien setze ich mich häufig ans Piano und spiele einfach drauf los. Irgendwann sagt mir mein Kopf, ah das ist cool.

 

 

Wie bei Jedem von uns, gibt es bestimmt auch bei dir Dinge, die du mehr oder wenig gern machst.

 

Oh ja, also am liebsten spiele ich Konzerte oder unterhalte das Fernsehpublikum als Jurymitglied. Das Schreiben neuer Songs mag ich aber auch sehr. Weniger gern kümmere ich mich um das Geschäftliche und das häufige Reisen finde ich zunehmend anstrengender. Und was ich überhaupt nicht mag, ist zu spätes Essen. Da bin ich echt so der 09.00 Uhr und 12.00 Uhr Typ.

 

Kannst du uns einen Einblick in die Erschaffung neuer Lieder geben? Deine Songs sind sehr unterschiedlich – auch sprachlich. Wann wählst du welche Sprache?

 

Ich erschaffe immer zuerst die Musik und dann den Text. Auf der Suche nach neuen Melodien setze ich mich häufig ans Piano und spiele einfach drauf los. Irgendwann sagt mir mein Kopf, ah das ist cool. Dann nehme ich die Musik auf und lasse diese im Loop immer wieder laufen. Irgendwann gewöhnst du dich dann an die Musik und versuchst dazu zu singen. Sprachlich entscheide ich mich eher phasenweise für Deutsch oder Englisch. Oder falls es in Deutsch einfach zu plump klingt, entscheide ich mich eher für Englisch.

 

In deinem Song «Trompete» geht es unter anderem darum, Ja zur Spontanität und Ja zum Verwirklichen von Träumen. Fangen wir zuvorderst an. Wie spontan kann Luca Hänni noch sein?

 

Habe ich Termine, dann ist klar, dass ich sehr zuverlässig bin. Aber im Privaten bin ich ultraspontan. Ich stehe am Morgen auf, lese das Wetter und entscheide dann, worauf ich Lust habe, z.B. Velotour, Baden im See, etc.

 

 

Ich habe neu einen Pizzaoffen bei uns im Garten und habe den Traum, dass meine selbstgemachten Pizzen dort wirklich gut gelingen. Bisher war das noch nicht so der Fall. (lacht)

 

 

Und wie sieht es mit der Verwirklichung von Träumen aus?

 

Ich habe neu einen Pizzaoffen bei uns im Garten und habe den Traum, dass meine selbstgemachten Pizzen dort wirklich gut gelingen. Bisher war das noch nicht so der Fall. (lacht) Zudem bin ich daran, mein eigenes Tonstudio im Haus einzurichten und es wäre super, wenn wir die Akustik so hinkriegen, dass ich dann von zu Hause arbeiten kann. Und wenn ich und meine Liebsten dann auch noch gesund bleiben, das wäre einfach das Schönste.

 

Seit deinem Song «she got me», mit dem du den sensationellen 4. Platz am ESC belegt hast, erkennen dich noch mehr Menschen in der Öffentlichkeit. Wie ist das für dich, vielleicht auch gerade, wenn du keinen guten Tag hast? Sagst du auch mal: sorry, aber jetzt lieber nicht?

 

Solange ich nicht am Essen bin, ist es für mich überhaupt kein Problem, wenn man mich anspricht. Aber wenn ich gerade eine frische und warme Pizza vor mir habe, bin ich schon echt froh, wenn ich zuerst mal Essen darf. (lacht)

 

Essen ist ein gutes Stichwort. Die Crew wartet mit dem Essen auf dich. Noch ganz kurz zum Schluss: Wie sehen deine nächsten Wochen und Monate aus – auf was dürfen wir uns freuen?

 

Oh ja, zu spät Essen mag ich nicht. (lacht) Bei mir stehen nun noch die restlichen Konzerte in der Schweiz und Deutschland an (www.lucamusic.ch), anschliessend sind bereits wieder Fernsehprojekte wie unter anderem «The Masked Singer» an der Reihe.

 

Ergänze bitte zum Abschluss den Satz: Ihr wisst von mir noch nicht, dass …

 

Ihr wisst von mir noch nicht, dass (überlegt sehr lange und geht damit das Risiko ein, dass das Essen kalt wird) – ganz ehrlich, ich bin ein offenes Buch und ich glaube, ihr wisst bereits alles von mir.

 

 

Nachdem wir uns alle gut genährt haben und uns die sehr netten Vereinsmitglieder des Old Capitol mit tollen Drinks von der Bar versorgt haben, startet Luca Hänni mit seiner Band das Konzert mit dem Song «nie mehr allein». Von Anfang an Klatschen und Singen die über 500 Personen begeistert mit. Beim Anschlusssong «Trompete» geben die Bläser der Band besonders Gas und verwöhnen das sehr durchmischte Publikum bereits mit einem Trompetensolo. Schlag auf Schlag geht’s bei diesem Luca Hänni Konzert. Schon wartet das nächste Highlight. Christina Hänni, Ehefrau von Luca Hänni, stürmt die Bühne und das Ehepaar legt einen Salsa hin. Luca Hänni hat definitiv seit seiner Teilnahme und dem dritten Platz bei «Let’s dance» nichts verlernt. Das Publikum feiert das Paar frenetisch. Die Stimmung ist bis zur letzten Reihe einfach unglaublich gut. Wir sind erst beim fünften Song «Diamant» angelangt, schon folgt das nächste Highlight. Ein Fan darf auf die Bühne und mit Luca gemeinsam tanzen. Man merkt, Luca Hänni liebt das Tanzen sehr. Immer wieder legt er solo Tanzeinlagen ein, kurz darauf folgt ein Jive mit seiner Frau. Sehr beeindruckend. Und als wäre das nicht alles schon gut genug, verwöhnt er das Publikum mit einer Trommeleinlage. Wir fragen uns, ob dieser Luca Hänni auch irgendetwas nicht kann.


Aus dem Interview wissen wir, dass er sehr vielfältig ist. Dies spiegelt sich auch auf der Bühne wieder. Die Musikstile sind sehr abwechslungsreich. Einmal wird Peter Reber’s Hit «Jeder braucht seine Insel» zum Besten gegeben, anschliessend folgen gleich die Masked Singer Songs «Pray for me» und «Gossip». Die neue Single «Fire» darf natürlich auch nicht fehlen. Immer wieder geschehen Interaktionen mit dem Publikum, Plakate werden aufgehalten und zum Teil von Luca vorgelesen. Die Lieder wechseln sich auch sprachlich ab – Englisch, Deutsch, dazu eine coole, abwechslungsreiche und stimmige Lichtshow. Und plötzlich fehlt Luca Hänni auf der Bühne.

 

Fotos: Pressebilder / ©bastisevastos

 

Viele aus den hinteren Reihen fragen sich, wo er denn hin ist. Denn man hört ihn singen aber sehen tut man ihn nicht. Plötzlich ist alles klar, er hat sich unters Publikum gemischt und singt von dort aus. So viel Nähe wird von den Besuchern sehr geschätzt.

 

Nach so vielen Highlights folgt ein eher gemütlicherer unplugged Teil mit «Eiserner Steg» und «lonely days». Aber nicht für lange. Schon geht es wieder weiter mit «bella bella» und «she got me». Wow, woher hat dieser Luca Hänni nur diese Energie. 90 Minuten volle Power sowie eine perfekte Darbietung von Tanz, Gesang, Licht und Musik. Die Bläser geben der Band eine besondere Note und das gesamte Publikum ist absolut begeistert. Mit den beiden Zugaben «wo warst du» und «wir bleiben wach» beendet Luca Hänni sein Konzert in Langenthal.

 

Nach einer kurzen Verschnaufpause nimmt er sich noch für jeden Einzelnen Zeit um Autogramm- und Fotowünsche zu erfüllen. Wir sind absolut begeistert von diesem «Bärner Giu».

 

Sandra Schneeberger / Mo, 06. Nov 2023